Losgröße 1 smart konfiguriert

Der KRONE ProfiLiner

Kunde

Bereich
Fahrzeugbau

Zeitraum
seit 2019

Ansprechpartner
Dr. Joachim Baumeister

Die KRONE Nutzfahrzeuge Gruppe gehört zu Europas führenden Herstellern von Trailern für den LKW-Frachttransport. Sie bietet ihren Kunden ein breites Spektrum von Produktfamilien und Modellreihen an, welche durch den Kunden über eine große Vielfalt von Konfigurationsoptionen angepasst werden können. Die Verifikation und die automatisierte Abwicklung einer kundenspezifischen Produktkonfiguration stellt daher eine Herausforderung im Kontext von Industrie 4.0 unter dem Stichwort „Losgröße 1“ dar.

Im Vertrieb wurde bereits das Software-Werkzeug Konfigurator eingesetzt, welches die Kundenwünsche in Form von vordefinierten Konfigurationsoptionen abbildet. Bestimmte Abhängigkeiten von Konfigurationsoptionen sind hart-verdrahtet in den Konfigurator integriert und werden zur Prüfung einer Produktkonfiguration berücksichtigt. Die Wartung und Erweiterung der zu berücksichtigten Abhängigkeiten ist komplex, findet verteilt in verschiedenen Systemen statt und kann nicht selbstständig durch den Fachbereich durchgeführt werden. Dadurch sind die im Konfigurator berücksichtigten Abhängigkeiten nicht vollständig bzw. aktuell. Dies kann zu nicht umsetzbaren Produktkonfigurationen führen. Gerade im Hinblick auf eine automatisierte Bestellungsabwicklung von Kundenwünschen stellt dies ein großes Hindernis dar.

Das übergreifende Ziel des Projekts KONAP (Konfigurationsmanagement und Auftragsabwicklungsprozess) ist dabei: Die Etablierung einer einheitlichen und qualitätsgesicherten Wissensbasis der Produktlogik, welche vollständig durch den Fachbereich aufgebaut und gepflegt werden kann, sowie die Vereinheitlichung und Automatisierung der Prozessabläufe basierend auf einer smarten Produktkonfiguration.

Smarte Produktkonfiguration bei KRONE Nutzfahrzeuge

Durch dynamische Vorbelegungen von Produktmerkmalen auf Basis der gewählten Produktvariante können die Produkte schneller und leichter, gemäß der spezifischen Anforderungen der Kunden, zusammengestellt werden. Mit der smarten Produktkonfiguration können Ausstattungsmerkmale in beliebiger Reihenfolge geändert werden. Durch die Vorbelegung bestimmter Optionen können Verkaufszahlen gesteuert und Kund:innen auf Neuigkeiten hingewiesen werden.

Die smarte Konfiguration berechnet während der Zusammenstellung des Produkts automatisiert, welche Optionen aktuell noch möglich sind und welche Merkmale Änderungen der bestehenden Konfiguration benötigen (konfliktfreie Konfiguration).

Ein Schwerpunkt liegt beim Aufbau von Werkzeugen und Prozessen, welche dem jeweiligen Fachbereich die vollständige Pflege der Produktlogik bezüglich der folgenden Bereiche ermöglichen:

  • Aufbau der Interviewstruktur: statisch/dynamisch
  • Initialbelegungen gemäß Produktvarianten
  • Prüfung: Vertriebliches Regelwerk
  • Prüfung: Technisches Regelwerk
  • Prüfung: Homologation (Verkehrsrechtliche Prüfung der Konfiguration)
  • Prüfung: Räumliche Baubarkeit (findet valide räumliche Anordnung von Bauteilen)
  • Bestimmung des Verkaufspreises der aktuellen Konfiguration
  • Bestimmung von Materialvarianten
  • Bestimmung von Einkaufskonditionen
  • Bestimmung von Maschinendaten für die Produktionslinie
  • … (Konzept erweiterbar)

Die smarte Produktkonfiguration garantiert, dass in jedem Schritt während der Konfiguration alle oben genannten Bereiche berücksichtigt sind und der Kunde zu jeder Zeit eine valide Konfiguration hat.

Der zentrale und einheitliche Ansatz der Wissenspflege sorgt dafür, dass Merkmale in allen am Abwicklungsprozess beteiligten System eindeutig beschrieben sind und zwischen ihnen ausgetauscht werden. Ziel ist es, dass alle Systeme „eine Sprache“ sprechen und somit dieselben Begrifflichkeiten kennen.

Ein umfangreiches Versionierungs- und Release-Konzept ermöglicht kollaboratives Task-basiertes Änderungsmanagement Für das Release einer Wissensbasis in den produktiven Konfigurator kann der Release-Manager auswählen, welche abgeschlossenen Änderungstasks in die Release-Version einfließen sollen. Weiterhin ist auch das zeitlich überlappende Arbeiten an verschiedenen Release-Versionen eines Produkts möglich.

Um das komplexe Problem der räumlichen Baubarkeit zu lösen, werden automatisiert Kollisionsberechnungen auf CAD-Daten durchgeführt und deren Ergebnisse der Produktlogikwissensbasis zugeführt. Auf diese Weise ist es möglich, dass der Konfigurator nur Kombinationen erlaubt, in denen keine Bauteile räumlich überlappen. Das System kann sogar optimierte Positionierungsvorschläge liefern.

Projektverlauf und aktueller Stand

Von Anfang an, beginnend mit der Anforderungsanalyse, hat die denkbares GmbH die KRONE Nutzfahrzeuge Gruppe bei diesem Vorhaben unterstützt und die Umsetzung begleitet. Es wurden gemeinsam Fach- und IT-Konzepte erarbeitet und wo sinnvoll weitere Dienstleister hinzugezogen. Für die Wissenspflege stellt die denkbares GmbH eine angepasste Version des Redaktionswerkzeuges KnowWE bereit.

Aktuell werden mehrmals pro Jahr Produktlogik-Wissensbasen in den produktiven Konfigurator released und Produkte werden bereits im Regelbetrieb über das System verkauft und abgewickelt.